Das Ende der Credit Suisse – Von Verantwortung, Schuld und Wut | DOK | SRF

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Published 2023-04-06
Das Ende einer Ära: Die Credit Suisse wird am 19. März 2023 von der UBS geschluckt. 1856 wurde die Schweizerische Kreditanstalt gegründet, die spätere Credit Suisse. Jetzt ist sie Geschichte. «SRF DOK» zeigt die Hintergründe dieses historischen Ereignisses auf.
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2008 musste die Schweiz die UBS retten. Getrieben von ihrer Gier nach immer höheren Boni hatten sich die Investmentbanker mit amerikanischen Hypothekar-Schrottpapieren verspekuliert, auch jene der UBS. Es kam zu einer globalen Finanzkrise. Die UBS stand am Abgrund. Am 16. Oktober 2008 präsentierten also Regierung und SNB ihren Hilfsplan zur Rettung der UBS: Mit insgesamt 68 Milliarden Franken wollen sie der angeschlagenen Grossbank unter die Arme greifen.

«Nie wieder!», waren sich damals alle einig. Nie wieder sollte der Staat eine Grossbank retten müssen. 15 Jahre später musste der Staat nun die CS vor dem Untergang bewahren. Wie konnte es so weit kommen? Wieso ist die CS wirtschaftlich dermassen in Bedrängnis geraten, dass am Ende nur noch ein Ausweg blieb: der Verkauf an die UBS? Die Antwort: Die CS reihte in den vergangenen 15 Jahren Skandal an Skandal. Das führte dazu, dass sie immer wieder Bussen in Milliarden-Höhe zahlen musste. Aber wohl noch entscheidender: Dadurch ging das Vertrauen in die Bank zusehends verloren. Wer ist schuld? In erster Linie sicher der Verwaltungsrat. Aber auch die CEOs. Sie alle haben gross abkassiert – und gleichzeitig eine miserable Leistung erbracht.

Neben der ökonomischen hat diese Geschichte auch eine politische Ebene. Dem Parlament wurde 2008 bewusst: Die Schweiz hat sogenannte «systemrelevante Banken». Das sind Banken, die so gross sind, dass der Staat sie im Zweifelsfall nicht untergehen lassen kann, weil sonst die ganze Volkswirtschaft mit in den Abgrund gerissen werden könnte. Neudeutsch heisst das: «too big to fail». Also versuchte die Politik dieses Problem zu lösen, indem sie einen Plan entwickelte für den Fall, dass es wieder mal so weit kommen sollte. Der Schweizer Teil der Bank sollte dann herausgelöst und erhalten bleiben, damit im Inland alles seinen gewohnten Gang gehen könnte. Die Teile im Ausland wollte man untergehen lassen. Nun zeigte sich: Das ist Theorie. In der Praxis funktioniert das nicht.

Ist das Problem mit der Übernahme der CS durch die UBS nun gelöst? Nein, im Gegenteil. Es ist noch viel grösser. Die UBS wird jetzt so gross, dass der Staat auch sie retten muss, wenn sie in Schwierigkeiten geraten sollte. Und dann geht es um noch viel grössere Beträge. Ehrlicherweise müsste man den Leuten nun sagen: Die nächste Krise kommt ganz bestimmt.
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▪ Ein Film von Simon Christen, Liz Horowitz, Karin Bauer
▪ Kamera: Frank Messmer, Sergio Cassini, Gery Gafner, Biörn Lindroos, Roberto Antonilli
▪ Schnitt: Roman Crottogini, Felix Hulliger, O'Neil Bürgi, Anabel Castro, Thomas Waidelich
▪ Produktion: Monika Zingg
▪ Leitung: Nathalie Rufer
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#SRFDok #Doku #Credit Suisse #Dok #SRF

All Comments (21)
  • @junnket
    Also Fazit: nichts gelernt, wahrscheinlich auch zukünftig das gleiche Lied. Danke für die gute Doku! Ich frage mich schon bei meinem Lohn oft, ob meine Arbeit das Geld eigentlich wert ist. Dass diese Männer kein schlechtes Gewissen haben ist für mich absolut unverständlich.
  • Danke für die Doku. Ich war Banker (von der alten Schule) und kann nur sagen, nichts hat sich geändert. Bei uns war es gleich. Extrem hohe Managergehälter + Boni trotz Verlusten (ca. ab 1998) , dazu alle Bilanztricks die es nur gibt und Verabschiedung von kritischen guten Mitarbeitern (die obendrein regelmäßig abgebaut wurden obwohl Banken von guter Beratung , also Human capital leben). Die Bankenaufsicht war überfordert und selbst die Ratingagentur konnten sich Banken aussuchen (sprich Abwertung bedeutet Geschäftsverlust, macht keiner) . Und Manager aus Deutschland , England und USA sind eiskalt im Egoismus und ohne jedes Verantwortungsbewusstsein anderen gegenüber (wird in Harvard gelernt!) . Ändern kann man das nur durch verkleinerung der Banken und zwingend Managergehälter gebunden an Gewinn oder Verlust. Und es werden noch weitere "to big to fail" folgen.
  • Bei dem täglichen Kokskonsum der Bankiers kann dort niemand mehr normale Entscheidungen treffen. Unser Finanzsystem wird von Süchtigen geleitet, die eigentlich in Kliniken gehören.
  • Wie kan man in einem Unternehmen Verluste erzielen und sich fette Bonis auszahlen lassen???? Und wenns schief lauf ist es ja auch egal die Steuerzahler richtens dann.... Wenn ich in meinem Job die Leistung nicht erbringe stehen ich morgen auf der Strasse. Diese Manager inkl. Verwaltungsrat sollte man ordentlich an die Kasse bitten. Für was benötigt es einen Manger, wenn er die Verantwortung nicht übernimmt wenn es schief läuft???? Jede Bank sollte eine Genossenschaft werden mit klaren Gehälter und Aufgaben an die jeweilige Kader-Stellen. Eine Bank darf nicht merh Systemrelevant sein, ansonsten ist sie zu gross RISIKO. Man sollten aus Erfahrungen Lernen und nicht wiederkehrend die gleichen Fehler machen.
  • @wolfsspur1570
    Oswald Grübel mit versteinertem Gesicht und sonor-kalter Stimme auf die Frage, ob er zu viel Geld eingesäckelt habe: "Hab ich ein schlechtes Gewissen? Nein." Mehr sagen, braucht man eigentlich nicht.
  • @flx2525
    Die haben sich alle schön die Taschen vollgemacht bei gleichzeitig kompletter Unfähigkeit. Kriminell nennt man sowas sonst.
  • @JanHans
    Vor allen hätte das Parlament vor Jahren seinen Job machen müssen. Insbesondere SVP und FDP als Bankenparteien habe total versagt
  • Also die Aussagen von Oswald Grübel alleine erschreckend….die ganze Welt ist ungerecht, also rechtfertigt das auch sein ungerechtes Verhalten? Was sind denn das für Logiken. Und die Aussage mir können sie kein schlechtes Gewissen einreden….hilfeeee….da mangelt es meines Erachtens an radikaler Selbstreflektion und gemeinschaftlichem Sinn. Wo ständen wir in unserer Gesellschaft, wenn alle so denken würden?
  • Krass, wie sich das Management über Jahrzehnte bereicherte und keiner wird zur Rechenschaft gezogen. Sie erhalten sogar noch Boni nachgezahlt. Wie zukünftige Generationen wohl über unser Zeitalter urteilen werden...
  • Meine Credit Suisse sind zerrüttet, an der Börse hat’s gekracht. Da hab’ ich aus meinen Aktien den Kindern Drachen gemacht. Mit ihnen zog ich dann zu Felde, wo sanft die Lüfte weh’n. So konnt’ ich meine Credit Suisse noch einmal steigen seh’n.
  • @bootifulGhost
    Grosses Lob an SRF Dok. In der Schweiz zahle ich durchaus gerne Billag/Serafe (keine Ironie), da wir hoch qualitative Sendungen mit Top-Inhalt erhalten. ...auch wenn mir es lieber wäre, dass der Inhalt aus dieser Dok nicht so zertrümmernd wäre...
  • Solange die wirklichen Entscheidungsträger in der Finanzwirtschaft nur als Multimillionäre scheitern können, wird sich nichts ändern. Man wird weiterhin spekulieren , die Gewinne privatisieren (freie Marktwirtschaft) und die Verluste vom Steuerzahler begleichen lassen ( to big, to fail).
  • @presspres5103
    Aus dieser Doku konnte man etwas lernen, und zwar es wird sich nie was ändern. Man kann der Bank nicht vertrauen und auch nicht der Finanzmarktaufsicht (Finma). Selbst wenn in Zukunft CBDC kommen wird das nichts ändern.
  • @cr4zym00s3
    Mein Learning aus dieser Doku ist, dass Oswald Grübel eine sehr bodenständige, sympathische Person ist /s
  • Danke für die Doku, es ist unverständlich was da abgeht und keiner ist in der Lager dem Einhalt zu gebieten..... hoffentlich wird das gut gehen mit der neuen Riesenbank, die ja auch bewiesen hat, dass sie mit Geld nicht sorgsam umgehen kann. Also eines ist nun klar Boni gibts so oder so egal, ob man gut oder schlecht arbeitet..... wäre schön gebe es das in der "Realwirtschaft" auch.
  • @Andreas_42
    Jetzt braucht es eine Anpassung der Gesetzgebung. Geschäftsbanken und Investmentbanken sollten nicht mehr unter einem Dach operieren dürfen. Wenn sich Investmentbanken komplett selbst finanzieren müssten, ohne das Kapital der Geschäftsbanken im Rücken, sollte die Bilanzsumme nicht so gross werden, und damit das Risiko für eine katastrophale Kaskade für das internationale Finanzsystem bei einem Konkurs sinken. Leiden würde die internationale Konkurrenzfähigkeit von schweizer Investmentbanken, was zum Verlust von Arbeitsstellen in der Schweiz führe. Jedoch würde das verminderte Risiko, dass der Staat im Fall einer Krise erneut intervenieren muss, dies aus meiner Sicht mehr als aufwiegen.